Pflegeeinsatz am Waschberg vom 12. u. 13. November 2021 - Gemeinsam Anpacken für unsere Blumenwiesen!

Gemeinsam Anpacken für die Blumenwiesen!

Auftakt zum neuen ELER-Projekt „Kulturlandschaft gemeinsam erhalten am Waschberg“

Klotzen statt kleckern, das ist die Devise in Leitzersdorf! Die rührige Gemeinde im Weinviertel, mit Bürgermeisterin Mag. Sabine Hopf, hat sich zum Ziel gesetzt, bis Ende 2024 auf dem Hausberg der Gemeinde bis zu 10 Hektar naturnahe Blumenwiesen wiederherzustellen. Das entspricht etwa 14 großen Fußballfeldern! Das geht nicht mit Rasenmäher oder Astscheren, da ist um einiges mehr an Menschen- und Maschinen-Power nötig!

Letzten Freitag und Samstag wurde also in die Hände gespuckt: nach tagelangen vorbereitenden Arbeiten von professionellen Landschaftspflegern, die zum Teil meterhohe dornige Gebüsche direkt an der Bodenoberfläche absägten und dann das Altgras mähten, packte zunächst eine Gruppe fleißiger Studierender an, um das Material aus dem steilen Gelände abzutransportieren. Mit tatkräftiger Unterstützung des Wollmannsberger Landwirts Leopold Reim und seinem Kranwagen, füllten sie gleich drei große Grünschnitt-Container mit Gehölz und Grasmulch. Die Stimmung war ausgezeichnet, trotz dichter Nebelschwaden!

Samstag früh rückte dann die Bevölkerung der Gemeinde Leitzersdorf an: Nach 2G-Kontrolle und Corona-Kontaktdatenerfassung ging es auf den Waschberg! Mit dabei waren unter anderem auch ein Bergmäher samt Gerätschaften, drei Traktoren mit Anhängern, Kran und Baggerschaufel, sowie jede Menge Rechen, Big-Bags, Heugabeln – sowie viel Speis und Trank für die fleißigen Helfer!

Nach stundenlanger Arbeit – immer mit einem Scherz auf der Zunge – war die gut gelaunte Truppe bis zum Nachmittag zwar entsprechend durchnässt und erschöpft, aber höchst zufrieden. Nachdem sich die beauftragte Baufirma spontan bereit erklärt hatte, sogar am Samstag volle Container auszuleeren und gegen neue zu tauschen, konnten fünf weitere Container gefüllt werden! Bürgermeisterin Hopf: „Wir haben bei diesem Pflegeeinsatz Großartiges geleistet und einiges an Fläche entbuscht, gemäht und Mähgut und Gebüsch abtransportiert. Stolz und dankbar bin ich, weil wir von einem Pflegeeinsatz zum nächsten immer mehr Freiwillige werden, die sich für unseren Hausberg, den Waschberg, einsetzen und mithelfen, der gänzlichen Verbuschung entgegenzuwirken!“

Dieser Pflegeeinsatz mit Freiwilligen am Waschberg war bereits der dritte in Folge, nach Herbst 2019 und Frühjahr 2021. Die beiden aktuellen Aktionstage markieren den Auftakt eines großen, dreijährigen Naturschutz- und Bewusstseinsbildungs-Projektes der Gemeinde Leitzersdorf (die selbst Projektträger ist) mit dem Titel „Kulturlandschaft gemeinsam erhalten am Waschberg“, das vor Kurzem die Zusage zur Förderung aus Mitteln des Landes NÖ (Zuständigkeit: Landeshauptfrau-Stv. Dr. Stephan Pernkopf) und der EU (ELER) erhalten hat. Der Waschberg ist Teil des Europaschutzgebiets Weinviertler Klippenzone, verordnet nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU. Die Erhaltung und Förderung der bunten Wiesen, sogenannter „Halbtrockenrasen“, und seiner Tier- und Pflanzenwelt hat höchste Priorität für den Naturschutz in Niederösterreich. Bis Ende 2024 sollen hier am Waschberg insgesamt bis zu 10 Hektar Wiesen wiederhergestellt und in Pflege genommen werden. Flankiert wird die Pflege von diversen Begleitmaßnahmen, wie etwa Naturerlebnissen für die Bürger*innen und die Schüler*innen.

Auch die Erfolgskontrolle der Pflegemaßnahmen ist sehr wichtig. Projektbetreuerin Dr. Julia Kelemen-Finan: „Der Waschberg ist Heimat vieler verschiedener Tier- und Pflanzenarten, ein echter Hotspot der Biodiversität! Es wurden zum Beispiel schon sieben verschiedene Orchideen-Arten dokumentiert, darunter sind Europa-weit geschützte wie der Frauenschuh oder die Adriatische Riemenzunge. Sie alle sind von der Verbuschung bedroht. Die Pflege, die 2019 begann, zeigt jetzt schon Erfolge: zum Beispiel hat sich die attraktive Große Küchenschelle, die auch eine Zielart ist, bereits auf den wiederhergestellten Wiesen ausgebreitet!“ Weiters betont sie: „Mich freut besonders, dass die Erhaltung der bunten Blumenwiesen am Waschberg ein echtes Anliegen der Ortsbevölkerung ist. Es macht viel Freude, mit derart engagierten und fröhlichen Menschen zusammen zu arbeiten!“

Wozu das Ganze, was würde passieren, wenn man jetzt noch weiter zuwartet und nicht anpackt? Der Vergleich von Luftbildern der letzten 60 Jahre sowie alte Vegetationsaufnahmen zeigen, wie sehr sich dichte, blütenarme Grasbestände und Gebüsche seit der Aufgabe der regelmäßigen Mahd durch die örtlichen Landwirte ausbreiten konnten. Dr. Kelemen-Finan: „In 10-20 Jahren wäre es zu spät gewesen! Dann wären die letzten Reste der bunten, naturnahen Blumenwiesen, die jährlich einmal gemäht werden müssen, von dichtem Gebüsch, wie Weißdorn, Rotem Hartriegel und anderem undurchdringlichem Gehölz zugewachsen. Damit ginge ein wertvolles Natur- und Kulturerbe verloren.“

Bürgermeisterin Mag Hopf lädt zum Abschluss alle ein: „Im Frühjahr bzw. Sommer nächsten Jahres können wir dann die Lorbeeren unserer diesjährigen harten Arbeit ernten, wenn seltene Blumen uns mit ihrer bunten Blütenpracht erfreuen. Nochmals vielen Dank an alle, die heuer dabei waren, die vielen freiwilligen GemeindebürgerInnen, aber auch die Professionisten!" Auch die Tierhalter der Umgebung freuen sich: nach der Erstpflege lässt sich im darauffolgenden Sommer bereits schmackhaftes, höchstwertiges Wiesenheu zum Verfüttern an die örtlichen Rinder und Schafe ernten!

Für Rückfragen: Bürgermeisterin Mag. Sabine Hopf (Tel. 02266/63455 oder gemeinde@leitzersdorf.at, oder Projektbetreuerin Dr. Julia Kelemen-Finan (Tel. 0680-3000 720).