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NACHLESE - Duftlandschaft

Weinviertel Donauraum

Leader

Duftlandschaft am Waschberg!

Anfang März 2024 wurde ein neues LEADER-Projekt der Gemeinde genehmigt, in dem es ganz um Duft und Riechwahrnehmung geht!

Düfte und Gerüche sind ein besonders wichtiger Aspekt im Landschaftserleben und tragen viel zur Einzigartigkeit eines Landschaftsraumes bei. Da sich Düfte und Gerüche stetig mit den Jahreszeiten ändern, wird durch ihr bewusstes Erleben eine starke Verbindung von Ort und Zeit geknüpft. Nun werden in der Zeit von März bis November 2024 die Düfte und Gerüche, die am Waschberg erlebbar sind, bestimmt und dokumentiert. 

Es wird vier Erhebungsphasen mit unterschiedlichen Schwerpunkten geben, zu denen es jeweils eine geführte Duftwanderung mit der Blütenduftexpertin Dipl.-Ing. Marie-Louise Oschatz gibt (siehe Veranstaltungsankündigungen und Nachlese): 

1.    Orchideen und andere Frühlingsdüfte 

2.    Düfte der Nacht (gemeinsam mit Nachtfaltern) 

3.    Hochsommer-Düfte 

4.    Pilzgerüche im Herbst 

Da geruchliche Sinneseindrücke situations- und gefühlsbezogen erinnert werden, wird in diesem Projekt auch anderen Sinneseindrücken, insbesondere dem Hören, aber auch dem Sehen und Tasten Raum gegeben, um die geruchliche Erinnerungsfähigkeit zu unterstützen. Konkret bedeutet das, dass neben visuellen Eindrücken Naturlaute wie z. B. der Vogelgesang, das Zirpen von Heuschrecken, die Fluggeräusche von Insekten und haptische Eindrücke von beispielsweise Blättern und Pilzen zur Beschreibung des Naturraumes herangezogen werden, in dem ein spezifischer Duft oder Geruch wahrgenommen wird.

Daher werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der geführten Duftwanderungen ihre geruchlichen Sinneseindrücke gemeinsam mit ergänzenden Sinneseindrücken am Standort notieren. Zu bestimmten Zeitpunkten auf der Wanderung diskutieren sie ihre Erfahrungen miteinander, sodass im weiteren Verlauf der Wanderung, die Möglichkeit besteht, geruchliche Erfahrungen zu intensivieren oder gezielt durch die Diskussionsanregung neue Erfahrungen zu machen.

Eingeladen zum Mitmachen sind alle interessierten Erwachsenen, Vorkenntnisse sind nicht notwendig. Die Wanderungen können einzeln oder vollständig besucht werden.

Ergebnisse des Projekts sind unter anderem Geruchs-Karten für den Waschberg (als Wanderkarten); ein Duftrad; sowie ein Meditationstext für den Jakobsweg. 


   Bürgermeisterin Sabine Hopf lächelt in die Kamera

Mag. Sabine Hopf, Bürgermeisterin Leitzersdorf


Die Duftlandlandkarten sind einsatzbereit! 

Am 20. Februar wurden die drei druckfrischen „Duftlandkarten“ (Frühling, Frühsommer und Hochsommer) und das Duftrad im Rahmen der Veranstaltung „Erlebte Natur“ im NÖ Landesmuseum in St. Pölten präsentiert. Die Botanikerin Marie-Louise Oschatz kartierte dafür über ein ganzes Jahr hinweg duftende Pflanzen am Waschberg und testete sie auf ihre Eignung für die Landkarten gemeinsam mit den Leitzersdorfer*innen im Rahmen von vier Exkursionen am Waschberg.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: insgesamt 35 auffällige Duftpflanzen sind auf den Karten (A3, gefaltet auf Postkartengröße) in Bild und Wort zu sehen. Betörend!

Marie-Louise Oschatz hat auch einen dazu passenden Meditationstext für die Wanderung am Jakobsweg erstellt. Duftkarten, Duftrad und Meditationstext gibt es kostenlos im Gemeindeamt abzuholen. Die Produkte werden auch im Rahmen einer botanischen Frühlingswanderung am 29.3. am Waschberg vorgestellt! Siehe dazu die Ankündigung im neuen LEADER-Projekt „Wildblumenheu vom Waschberg“.

Das LEADER-Projekt „Duftlandschaft am Waschberg“ ist damit abgeschlossen.

GruppenbildDas Ergebnis kann sich sehen lassen!


13. Oktober 2024: Duftlandschaft am Waschberg, Teil 4: Die faszinierende Welt der Pilzgerüche

Mit 28 Teilnehmerinnen und Teilnehmern lag das Thema der letzten Duftexkursion voll im jetzigen Pilz-Trend! Trotz Wind und Regenschauern hielt das große Interesse den ganzen Sonntag Nachmittag lang an. Nicht verwunderlich: Wurde doch unsere Duftexpertin Marie Louise Oschatz noch von Österreichs wohl bekanntester Pilzexpertin Dr. Irmgard Krisai-Greilhuber verstärkt. Eine geniale Kombination an geballtem Wissen! Gleich zu Beginn betasteten und erschnupperten wir einen ganzen Sack voll mitgebrachter Pilze aus dem Wiener Wald – um viele von ihnen später im Rohrwald am Waschberg ganz frisch wieder zu finden. Vorweg gab es viele allgemeine Infos, sowohl praktische („Kein einziger Pilz ist beim Angreifen giftig! Die Giftwirkung zeigt sich nur beim Essen!“) als auch viel Wissenswertes zu Mykorrhiza, Holzabbau, Hexenringen, Dungpilzen, Pilz-Schutz und vieles mehr.

Die Dufterlebnisse reichten von ein paar eindeutig zuordenbaren Düften wie Anis (Grüner Anis-Trichterling), Knoblauch (Saitenstieliger Knoblauchschwindling) und Schwarzer Rettich-Erdige Kartoffelschale (Rosa Rettich-Helmling) sowie dem unerwarteten Geruch von „Straßenmarkierungsfarbe“ (Spitzschuppiger Stachel-Schirmling) zu schwer fassbaren Gerüchen bei etlichen anderen Pilzen wie z.B. beim Schwefelritterling. Einhellig ekelerregend war der „vergammelte Fisch-Geruch“ vom bereits angefaultem Steinpilz. Es wurde viel geschnuppert, gerätselt und viel gelacht! Eines wurde klar: eine Klassifikation von Pilzgerüchen scheint noch viel schwieriger zu sein als bei Blütenpflanzen, nicht nur, weil deren Artenzahl (inklusive Schimmel- und Fußpilzen in Österreich etwa 17.000) weit höher ist, sondern weil das Pilz-Riechen noch viel ungewohnter ist als das Blüten-Schnuppern! Jedenfalls variierten die Duft-Zuordnungen unter den Exkursions-Teilnehmer*innen mitunter stark – was die Verwechslungsgefahr nicht unbedingt reduziert! So manche Pilzsammlerin wird sich künftig wohl weiterhin auf die sehr gut bekannten Speisepilze konzentrieren!

Eine Gruppe von Menschen posiert für ein Foto im WaldEine große Gruppe war begeistert von den Dufterlebnissen!


10. August 2024: Duftlandschaft am Waschberg, Teil 3: Blütendüfte des Hochsommers!

Trotz „Sommerferien“ und brütender Hitze – bereits am Morgen - finden sich 11 Personen ein, um ihren Nasen ein (weiteres) Dufterlebnis zu gönnen! Für heute kündigt Exkursionsleiterin DI Marie-Louise Oschatz neben Blüten- auch Frucht- und Blattdüfte an. Schon bald stecken wir die Nase in die erste Wilde Karotte und danach in die Wegdistel. Während der langen Blütezeit der Distel präsentieren sich verschiedene Duftnoten (Bittermandel, Kirsche und Kakao, später auch feuchtes Stroh!). Besonders beeindruckend sind allerdings die blauen Pollenpakete, die hier nicht auf den Staubblättern, sondern (als „sekundäre Pollenpräsentation“) auf der Griffelspitze aus der Blüte ragen: Bienen willkommen!

Kurzer Zwischenstopp bei den Kirschpflaumen: Wir finden die letzte noch nicht verrottete orange-farbige Frucht: Nach einer guten Schnupper-Runde wird festgestellt, dass ihr Duft beim Aufbrechen der Frucht Düfte von Pfirsich und Marille mit Mango- und Apfel-Noten vereint, aber nach einer Weile nur noch den süßen, saftigen Duft von reifen Marillen verströmt. Als nächstes sind die fast schon reifen Dirndln (Früchte der gelben Kornelkirsche) dran: Wenn „Dirndl“ allerdings als eigener Duft schon fest im Kopf verankert ist, tun sich einige „Schnuppernde“ schwer, die Himbeer- und Rote-Ribisel-Duftkomponenten zu erkennen, die mitunter deutlich den Dufteindruck eines frischen „Dirndls“ prägen.

Später folgen wieder Blüten und Blätter: Hirschwurz (hier duftet jeder Pflanzenteil wunderbar); oder der Schwärzliche Geißklee: Franz erkennt sofort die intensive Duftnote des Uhudlers, die Isabella-Traube! (Oder hat er im Juni so gut aufgepasst, als dieser Langzeit-Blüher bereits duftete?)

Der „vertrocknete“ Sommer-Eindruckt täuscht, und Marie kann noch viele weitere schöne Duftpflanzen präsentieren, etwa Klebe-Salbei, Kleine Königskerze oder – nicht wirklich bodenständig am Trockenrasen - Hanf! Die Cannabis-Pflanzen, die im Rohboden am Wegesrand keimten, stammen wohl aus einem Acker am Unterhang. Jedenfalls ausreichend Stoff zur Diskussion! Sehr kurzweilig vergeht der Vormittag wie im Flug, und wir freuen uns schon auf Teil 4!

GruppenbildAn der Wegdistel wird gerochen!


7. Juni 2024: Duftlandschaft am Waschberg, Teil 2: Die geheimnisvolle Welt der Nacht-Lebewesen: Blütendüfte und ihre Besucher 

Freitagabend, 19:30, und die Gewitterwolken sind ganz knapp vorüber gezogen! Erleichtert beginnt DI Marie-Louise Oschatz beim Feuerwehrhaus in Leitzersdorf mit ihren Erläuterungen und räumt gleich vorweg ein, dass einige der anvisierten nachtduftenden Blütenpflanzen bereits verblüht sind. Doch sie hat gut vorgesorgt und bringt einen Korb voller „Ersatzblühern“ mit, namentlich Nachtkerzen und Weiße Lichtnelke. Sehr beeindruckend: die großblütige Polster-Nachtkerze (Oenothera macrocarpa), eine nordamerikanische Art, mit ihrer 10 cm langen Blütenröhre, die auf den ersten Blick wie ein Blütenstiel aussieht, doch ist es tatsächlich die lange, schmale Kronröhre! Nur besondere Nachtfalter schaffen es, mit ihrem langen Rüssel bis zum Nektar vorzudringen!

Am Weg auf den Waschberg beginnen bereits die ersten Pflanzen, ihren nächtlichen Blütenduft zu verströmen. Etliche Überraschungen bieten sich dem gespannten Publikum: der Schwarzwerdende Geißklee verströmt jetzt in der Dämmerung einen viel stärkeren, süßeren Orangenblüten-Isabellatrauben-Duft als untertags! Auch der Schwalbenwurz, dessen Duft wir bereits bei der 1. Wanderung kennengelernt haben, blüht nach wie vor und auch er duftet am Abend stärker als in den Tagesstunden!

Am Gipfel des Waschbergs angelangt ist es schon recht dunkel, jetzt beginnt Dr. Wolfgang Stark mit seinen Erläuterungen zu den Nachtfaltern (die Nachtfalter-Exkursion läuft parallel und in Kooperation mit der Duftexkursion, siehe bei der Nachlese zum „Biodiversitäts-Projekt“!).

In der lauen Nacht plädieren alle für die „große“ Waschberg-Runde und plötzlich werden wir von einem starken Blütenduft überrascht: das Mädesüß, das bis in die Nacht hinein nur schwach duftete, verströmt nun gegen Mitternacht einen starken Lindenblüten-Duft, der uns mit der kühlen Nachtluft entgegen weht! Mit weiteren schönen Eindrücken geht es retour zum Feuerwehrhaus und zum abschließenden „Beschnüffeln“ der Weiße Lichtnelke, die nun besonders intensiv duftet – mit einem etwas ungewöhnlichen Hauch von Pferdeurin im Abgang!

Eine Gruppe von Menschen, die für ein gemeinsames Foto posieren, bei SonnenuntergangDie TeilnehmerInnen der sehr interessanten Exkursion!


9. Mai 2024: Duftlandschaft am Waschberg, Teil 1: Orchideen und andere Frühlingsboten

Bei traumhaftem Frühlingswetter versammelte sich die große Gruppe neugieriger Duft-Neulinge aus Leitzersdorf und von weither zum Marsch auf den Waschberg. Das erste „Duftobjekt“ war gleich die in voller Blüte stehende Robinie am Wegesrand - und Marie Louise Oschatz ließ uns raten! Erich: „das Rasierwasser vom Großvater!“ Richtig! „Orangenblüte mit Schwarzer Ribisel als Unterton“ erinnert tatsächlich an den Duft mancher Eau de Cologne der 1960ger. Noch dazu intensiver im rechten als im linken Nasenloch, oder umgekehrt, dank unterschiedlicher Strömungsgeschwindigkeiten in der Nase! 

Die zweite Duft-Pflanze, die Heckenrose, ist duftvariabel und verströmt neben dem typischen Rosen-Duft auch Veilchen und Blattwanzenduft: Christine identifizierte sofort den Mundgeruch ihres Katers Fluffy (nach einer Wanzenmahlzeit)! Sehr unterhaltsam und praxisnah ging es weiter: Marie-Louise ließ keine Frage unbeantwortet, ob es nun darum ging, wie der Geruch in den Wein kommt (Franz!), wie erfolgreich sich Düfte chemisch herstellen lassen, oder wie Bestäuber auf Gerüche reagieren. Immerhin ist Dipl. Ing. Oschatz die weltweit einzige umfassende Blütenduftexpertin. Sie entwickelte in jahrelanger Arbeit ein Referenzsystem für Blütendüfte und beschrieb unter anderem 400 Pflanzenarten für die Neu-Auflage der Exkursionsflora. Sehr hilfreich bei der Bestimmung einiger sehr ähnlich aussehender Arten, die aber ganz unterschiedlich riechen: wie wir gleich am Vergleich von zwei Sommerwurz-Arten feststellten!

Die bunt gemischte Gruppe hatte große Freude an den neuen Sinneseindrücken und erschnupperte den Waschberg auch auf allen Vieren. Nach etlichen weiteren Blüten, mitgebrachten Riechproben (rohe Erdäpfel, Tonkabohne, Vanille, Nelken…) und vielen Aha-Erlebnissen gab es zuletzt noch Orchideenduft: der Frauenschuh duftet – je nach Art der Blütenblätter – nach Darjeeling (an den braunen Sepalen) und nach süßer Milch (an den weißen Staminodien). Noch Fragen?

Gruppenbild

Auch die NÖN berichtete darüber: Pressemeldung!